Kriegsgräberfürsorge im Banater Bergland

„Flieger“-Grab in Reschitza

Das „Flieger“-Grab stammt aus dem Jahr 1915, als im Ersten Weltkrieg ein deutsches Flugzeug beim Überqueren der Südkarpaten in der Nähe des Waldhauses Kosia abstürzte. Dabei verloren Hauptmann Emil Kurt Müller (13.01.1886 - 15.10.1915) und Oberleutnant Wulfgar von Koerber (9.07.1889 - 15.10.1915)ihr Leben. Sie wurden beide auf dem großen deutschen Friedhof Reschitzas beigesetzt. Der Propeller des abgestürzten Flugzeuges wurde aufs Grab gestellt. Später wurde dieser mit einem in den Reschitzaer Eisenwerken gegossenen ersetzt. Aus der damaligen Zeit stammte auch eine kleine gegossene Gedenktafel. Im selben Grab hat man im Zweiten Weltkrieg, im April 1941, noch einen deutschen Soldaten begraben, dessen Flugzeug beim serbischen Feldzug, bei Gerlischte/Gârlişte, abgeschossen wurde. Es war Unteroffizier Otto Erich Richtsteiger (26.05.1917 - 7.04.1941).

Am 21. Dezember 1943 wurde im Wald bei Certez, nahe dem Waldhaus Comarnic, in der Gegend von Reschitza, von Jägern ein abgestürztes deutsches Militärflugzeug gefunden. Darin lagen 3 tote deutsche Soldaten, die ihre ewige Ruhe auch im „Flieger“-Grab fanden. Es handelte sich um den Obergefreiten Waldemar Teichmann (geboren 5.11.1919), den Unteroffizier Kurt Friedrich Ernst Krause (geboren 18.11.1920) und um den Unteroffizier Werner Harten (geboren 18.02.1923).
Am 10. Januar 1945 wurde im selben Grab der siebte deutsche Soldat bestattet. Er wurde in aller Stille begraben, denn es war eine turbulente Zeit. Nach 6 Tagen wurden die Deutschen aus Rumänien nach Russland deportiert und alle zurückgebliebenen Deutschen waren sehr eingeschüchtert. Man vermutet, dass es sich um einen deutschen versteckten und verwundeten Soldaten handelte. Andere Quellen sagen wiederum, dass es sich um den Soldaten Karl Lugitsch (18.03.1893 - 10.01.1915) aus dem Ersten Weltkrieg, der in einem Temeswarer Krankenhaus an Typhus starb, handelt.

Forschungen betreffend das Reschitzaer „Flieger“-Grab unternahm der aus dem Banater Bergland nach Deutschland ausgewanderte Landsmann Robert Ludovic Fabry. Nach 1945 wurde das Heldengrab jahrzehntelang vom römisch-katholischen Stadtpfarrer Dechant Msgr. Paul Lackner gepflegt. Nach seinem Ableben im Jahr 1987 blieb die Pflege des Grabes spontan aus. Danach hat sich Frau Gertrud Küchler in Andenken an ihren Verlobten, der im Krieg gefallen ist, für die Erhaltung des Grabes eingesetzt.

Ab 1992 übernahmen das Demokratische Forum der Banater Berglanddeutschen und der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ die Pflege des Grabes. Erwin Josef Ţigla startete eine Spendenaktion, denn man musste dringend das Grab renovieren.
Kurator Dr. Herwig Brandstetter seitens des Österreichischen Schwarzen Kreuzes, Kriegsgräberfürsorge - Landesgeschäftsstelle Steiermark, brachte die finanziellen Mittel für die Renovierung auf. Sieben dunkle Grabplatten mit den eingemeißelten Namen der Gefallenen, eine Spende der Grazer Landesberufsschule der Steinmetze, wurden angefertigt. Eine bedeutende Unterstützung kam auch seitens des Alpenländischen Kulturverbands „Südmark“ zu Graz.

Die Wiedereinweihung des „Flieger“-Grabes fand am 11. Oktober 1997, bei strömendem Regen, im Rahmen der „Deutschen Kulturdekade im Banater Bergland“, VII. Auflage, statt. Die Bergknappen-Kapelle Oberndorf / Bärnbach aus der Steiermark umrahmte die Feier. Zahlreiche Reschitzarer waren zur Feier gekommen. Aus der Steiermark war Landesrat Dipl.-Ing. Michael Schmid angereist. Im Namen der Delegation aus der Steiermark sprach Landesrat a.D. Kommerzienrat Dr. Helmut Heidinger und anschließend der Botschafter der Republik Österreich, Dr. Paul Ullmann. Die kirchliche Segnung nahm der damalige römisch-katholische Dechant, heute Domherr und Erzdechant des Banater Berglands, Pfr. József Csaba Pál aus Reschitza vor. Zugegen war auch Kurator Dr. Herwig Brandstetter aus Graz.

Jährlich wurden seither zu Allerseelen und zum Volkstrauertag Mitte November Kerzen angezündet und für die im Krieg verstorbenen Soldaten gebetet. Das Bundesdeutsche Konsulat in Temeswar durch den Konsul persönlich oder in Vertretung pilgert fast jedes Jahr am Volkstrauertag zum „Flieger“-Grab nach Reschitza hin, um eine Gedenkansprache zu halten und einen Blumenkranz im Andenken an die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges niederzulegen. Diese Initiative, die erstmals am 16. November 1997 vom Gründungsmitglied des „Banater Bergland“-Trios, Josef Ruzicska (gestorben am 19. August 2008) und vom damaligen Bundesdeutschen Konsul Uwe Zorn in Temeswar kam, wurde fast jährlich fortgesetzt. Am 19. November 2015 besuchte das „Flieger“-Grab zum ersten Mal ein Bundesdeutscher Botschafter: Werner Hans Lauk.

Das „Flieger“-Grab wurde mehrmals von Unbekannten beschädigt, doch waren wir immer mit Hilfe vom Außen im Stande, diese Schäden zu beheben.
Knapp vor dem Feste Allerheiligen 2011 erfuhr der DFBB-Vorsitzende, dass der „Propeller” am „Flieger”-Grab in Reschitza entwendet und höchstwahrscheinlich als Alteisen verkauft worden war. Das war ein harter Schlag für die Gemeinschaft der Reschitzaer Banater Berglanddeutschen, denn man weiß ja, wie Generation nach Generation diesen Ort in Ehre und Schutz gehalten hatte. Am 31. Oktober 2011 fand eine Sitzung der Exekutive des DFBB statt, an der über die Situation des „Flieger”-Grabes in Reschitza gesprochen wurde. Es wurden damals Anzeigebriefe an das Bürgermeisteramt Reschitza, an die Polizei, an die Firma „Brantner“ (der damalige Verwalter des Friedhofes - seit November 2012 gelten das Bürgermeisteramt und der Lokalrat Reschitza als Verwalter ), geschrieben. Kopien dieser Anzeigebriefe wurden an das Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar und an den Abgeordneten des Deutschen Forums im Rumänischen Parlament, Ovidiu Victor Ganţ, gesendet. Der Abgeordnete Ganţ sprach das Innenministerium Rumäniens, direkt den Minister, zur Lage des „Flieger“-Grabes in Reschitza an. Über die Schäden am „Flieger“-Grab in Reschitza wurde in mehreren Nachrichtensendungen von Nationalen Fernsehanstalten Rumäniens informiert, auch die Rundfunkanstalten berichteten diesbezüglich. Für den Diebstahl ist aber niemand schuldig gefunden worden.

Als der DFBB-Vorsitzende am 24. Januar 2014 den großen deutschen Friedhof Nr. 2 - 3 Reschitzas besuchte, fand er am Reschitzaer „Flieger“-Grab einen neuen „Propeller“. Von der technischen Direktorin des Bürgermeisteramts von Reschitza, Dipl.-Ing. Titiana Cătană, hatte man bereits einige Zeit davor erfahren, dass Bürgermeister Dr. Ing. Mihai Stepanescu beabsichtige, einen neuen „Propeller“ für das „Flieger“-Grab zu errichten. Nun hatte das „Flieger“-Grab wieder einen „Propeller“, der als Kreuz dient, so wie seit eh und je, diesmal aber aus Holz angefertigt und mit Silberfarbe gestrichen. Ursprünglich war ja der „Propeller“ aus Gusseisen in den Reschitzaer Werken angefertigt worden. In einem Gespräch mit Vertretern des Bürgermeisteramts erfuhr man damals, dass man vorläufig versucht, zu sehen, wie sich dieser „Propeller“ aus Holz wetterbedingt, und nicht nur, im Laufe der Zeit erhalten werde. Das Bürgermeisteramt von Reschitza werde es aber nicht dabei belassen: Man würde weiterhin versuchen, einen „Propeller“ aus einem Nichtmetallmaterial anfertigen zu lassen und damit den jetzigen „Propeller“ aus Holz zu ersetzen. Bis jetzt geschah das noch nicht, wir bleiben aber der Hoffnung, dass es mal geschehen werde.

Am 29. Juli 2014 gedachte man am „Flieger“-Grab den 100 Jahre seit dem Beginn des Ersten Weltkrieges durch Gebete von Pfr. János Várga, römisch-katholischem Priester, und Pfr. Egon Wonner, evangelisch-lutherischem Pfarrer des Banater Berglands. Als Gast war Vizekonsul Siegfried Geilhausen mit Gattin Geraldine seitens des Bundesdeutschen Konsulats in Temeswar dabei. Zum Schluss wurde durch den Trompeter Pavel Bobeică das „Il Silentio“ vorgetragen.

Am 18. Oktober 2015, 100 Jahre nach dessen Errichtung, wurde am „Flieger“-Grab vom Demokratischen Forum der Banater Berglanddeutschen und vom Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ eine Gedenkveranstaltung organisiert. Dazu eingeladen wurde auch der Vizekonsul der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar, Siegfried Geilhausen, zusammen mit Gattin Geraldine Geilhausen. Am „Flieger“-Grab begann gab es zunächst eine Einführung durch den DFBB-Vorsitzenden, der u.a. auch die Predigt des Pfr. Ferdinand Szende von der Beerdigung vor 100 Jahren vortrug, gefolgt von der Ansprache des Vizekonsuls Siegfried Geilhausen. Danach legte der Vizekonsul einen Blumenkranz seitens des Konsulats der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar nieder, zusammen mit Dr. Ing. Christian Paul Chioncel, stellv. Vorsitzenden des DFBB, der dasselbe seitens des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen tat. Zum Schluss beteten Pfr. János Varga seitens der römisch-katholischen „Maria Schnee“-Pfarrkirche und Pfr. Egon Wonner, seitens der evangelisch-lutherischen Kirche des Banater Berglands. Anschließend wurden alle Anwesenden zum Sitz des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen in der Oituz-Straße eingeladen. Hier zeigte Robert Leopold Fabry (vom Heimatverband der Banater Berglanddeutschen in Deutschland) eine kleine Dokumentationsausstellung zum Absturz des Fluges, mit Fotos vom Geschehen, den beiden Insassen, und seine Forschungen bezüglich der Ausfindung des Ortes, wo das 1915 geschah. Erwin Josef Ţigla überreichte ihm und allen Anwesenden als Dank den Sonderbriefumschlag mit Sonderstempel, herausgegeben bzw. angefertigt zum 100. Jahrestag von Seiten des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza” für den 17. Oktober 2015, dem Jahrestag der Beerdigung. Zum Schluss sprach Vizekonsul Siegfried Geilhausen und bedankte sich sowohl bei Herrn Fabry für seine langjährige Forschung, wie auch beim DFBB in Reschitza für die organisierte Gedenkveranstaltung.